»Christus hat mich … gesandt …, das Evangelium zu verkünden; doch nicht mit Wortweisheit, damit das Kreuz Christi nicht seiner Kraft beraubt werde. Denn das Wort vom Kreuz ist zwar denen, die verlorengehen, Torheit; denen aber, die selig werden, das ist uns, ist es Gottes Kraft.«
»… die Juden fordern Wunderzeichen, und die Griechen suchen Weisheit; wir aber verkünden Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Anstoß, den Heiden aber eine Torheit, den Berufenen dagegen, Juden sowohl als Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit; weil das Törichte, das von Gott kommt, die Weisheit übertrifft; und das Schwache, das von Gott kommt, mehr vermag als die Menschen.
« Das »Wort vom Kreuz« ist das Evangelium Pauli – die Botschaft, die er Juden und Heiden verkündet.
Es ist schlichtes Zeugnis, ohne jeden Redeschmuck, ohne jeden Versuch, durch Vernunftgründe zu überzeugen. Es schöpft seine ganze Kraft aus dem, was es verkündet. Und das ist das Kreuz Christi, d. h. der Kreuzestod Christi und der gekreuzigte Christus selbst. Christus ist Gottes Kraft und Gottes Weisheit nicht nur als Gottgesandter, Gottes Sohn und selbst Gott, sondern als Gekreuzigter.
Denn der Kreuzestod ist das von Gottes unergründlicher Weisheit ersonnene Mittel der Erlösung. Um zu zeigen, daß Menschenkraft und Menschenweisheit unfähig sind, die Erlösung zu wirken, gibt er die erlösende Kraft dem, der nach menschlichen Maßstäben schwach und töricht erscheint; der aus sich selbst nichts sein will, sondern allein Gottes Kraft in sich wirken läßt; der sich selbst »ausgeleert« hat und »gehorsam geworden« ist »bis zum Tode am Kreuz.«
Die erlösende Kraft: das ist die Macht, die zum Leben zu erwecken, in denen das göttliche Leben erstorben war durch die Sünde. Diese erlösende Kraft des Kreuzes ist eingegangen in das »Wort vom Kreuz« und geht durch dieses Wort über auf alle, die
es aufnehmen, die sich ihm öffnen, ohne Wunderzeichen und Gründe menschlicher Weisheit zu verlangen;
in ihnen wird es zu jener lebenspendenden und -formenden Kraft, die wir Kreuzeswissenschaft nannten. Paulus selbst hat es darin zur Vollendung gebracht: »Durch das Gesetz bin ich … dem Gesetz abgestorben, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus an das Kreuz geheftet. Ich lebe aber, doch nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Sofern ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat.«
In jenen Tagen, als es Nacht war um ihn, aber licht wurde in seiner Seele, hat der Eiferer für das Gesetz erkannt, daß das Gesetz nur Lehrmeister war auf dem Wege zu Christus. Es konnte vorbereiten auf den Empfang des Lebens, aber selbst kein Leben geben. Christus hat das Joch des Gesetzes auf sich genommen, indem er es vollkommen erfüllte und für und durch das Gesetz starb. Eben damit hat er die vom Gesetz befreit, die von ihm das Leben empfangen wollen.
Quelle
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